Lange vor dem Internet und modernen Videospielen gab es bereits eine Form des Online-Gamings. Im November 1844 spielten zwei Teams Schach über eine Distanz von mehr als 60 Kilometern, verbunden durch den elektrischen Telegraphen.
Der historische Kontext
Der elektrische Telegraph war eine bahnbrechende Erfindung des 19. Jahrhunderts. Er ermöglichte die Übertragung von Nachrichten über weite Strecken in Echtzeit. Samuel Morse hatte das System in den 1830er Jahren entwickelt, und es wurde schnell in Europa und Amerika eingesetzt. In Großbritannien verband der Telegraph Städte wie London und Portsmouth.
Diese Technologie weckte nicht nur kommerzielles Interesse, sondern auch kreative Ideen. Schachbegeisterte erkannten das Potenzial, Spiele über Distanzen hinweg zu führen, ohne physisch anwesend zu sein.
Das erste Fern-Schachspiel
Im November 1844 fand das bahnbrechende Spiel statt. Ein Team in Portsmouth spielte gegen ein Team in London. Die Distanz betrug etwa 60 Kilometer. Die Spieler übermittelten ihre Züge per Morsecode über die Telegraphenleitung.
Jeder Zug wurde sorgfältig kodiert und gesendet. Die Empfänger decodierten die Nachrichten und spielten den Zug auf ihrem Brett nach. Dieses Verfahren dauerte Stunden, da die Technik noch primitiv war, aber es markierte den Anfang des Fernspielens.
Die Beteiligten und der Verlauf
Die genauen Namen der Spieler sind nicht überliefert, aber es handelte sich um Mitglieder lokaler Schachclubs. Das Spiel zog Aufmerksamkeit auf sich und wurde in Zeitungen erwähnt. Es dauerte mehrere Tage, bis ein Sieger ermittelt wurde.
Die Technik des Telegraphen erlaubte eine Art Echtzeit-Kommunikation, die für damalige Verhältnisse revolutionär war. Störungen in der Leitung oder Fehlübertragungen konnten das Spiel beeinträchtigen, ähnlich wie Lag in modernen Online-Spielen.
Die Entwicklung bis heute
Von diesem ersten Versuch aus entwickelte sich das Konzept des Online-Gamings weiter. Im 20. Jahrhundert kamen Fernschach per Post oder Telefon hinzu. Mit dem Aufkommen des Internets explodierte die Szene: Plattformen wie Chess.com ermöglichen heute Millionen von Spielen weltweit.
Moderne Online-Games wie Fortnite oder League of Legends bauen auf demselben Prinzip auf: Spieler verbinden sich über Netzwerke, um in virtuellen Welten zu interagieren. Der Telegraph war der Urvater all dessen.
Fazit
Während heutige Gamer über schlechtes WLAN jammern, mussten die Pioniere von 1844 mit Morsecode und stundenlangen Wartezeiten zurechtkommen – da wirkt ein simpler Lag wie ein Luxusproblem. Wer weiß, vielleicht kehren wir ja irgendwann zu solch entspannten Spielen zurück, statt uns in virtuellen Schlachten zu verlieren!
