Seit Jahren rätseln Forscher über die gewundenen Kanäle auf dem Mars, die als Indiz für flüssiges Wasser galten. Eine neue Studie widerlegt diese Annahme und schlägt Trockeneis als Ursache vor.
Die Entdeckung der Mars-Rinnen
Die berühmten Rinnen auf dem Mars wurden erstmals in den 2000er Jahren durch Aufnahmen der NASA-Sonde Mars Global Surveyor entdeckt. Diese schlangenförmigen Strukturen, oft als Gullies bezeichnet, ziehen sich über Hänge und Kraterwände des Roten Planeten. Sie erinnerten stark an erosive Prozesse auf der Erde, die durch fließendes Wasser entstehen.
Frühere Theorien und Hoffnungen
Forscher hielten die Rinnen lange für ein starkes Indiz, dass flüssiges Wasser auf dem Mars existiert oder existiert hat. Die Form und Verteilung der Kanäle deuteten auf periodische Schmelzprozesse hin, möglicherweise ausgetreten aus unterirdischen Reservoirs. Diese Idee nährte die Hoffnung auf vergangenes oder sogar aktuelles Leben auf dem Planeten, da Wasser als Voraussetzung für biologische Prozesse gilt.
Die bahnbrechende neue Studie
Eine kürzlich veröffentlichte Studie im Fachjournal Science ändert nun das Bild grundlegend. Forscher vom California Institute of Technology analysierten detaillierte Daten von Mars-Orbitern und führten Laborexperimente durch. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Rinnen nicht durch Wasser, sondern durch sublimierendes Trockeneis entstanden sind. Trockeneis, also gefrorenes Kohlendioxid, verdampft bei Erwärmung direkt in Gas und kann dabei Gestein und Staub bewegen, was die beobachteten Strukturen erklärt.
Details zum Mechanismus
Im Mars-Winter friert CO2 aus der Atmosphäre als Trockeneis auf der Oberfläche. Im Frühling sublimiert es und erzeugt Druck, der den Boden aufbricht und Material talwärts transportiert. Dieser Prozess ist effizienter als Wassererosion unter den extremen Bedingungen des Mars, wo flüssiges Wasser schnell verdampfen oder gefrieren würde. Die Studie stützt sich auf Simulationen, die zeigen, wie gasförmiges CO2 Gerölllawinen auslöst.
Implikationen für die Mars-Forschung
Diese Erkenntnis dämpft die Euphorie um potenzielles Wasser auf dem Mars, stärkt aber das Verständnis für die dynamischen Prozesse auf dem Planeten. Forscher müssen nun nach anderen Indizien für Wasser suchen, etwa in Polargebieten oder tieferen Schichten. Die Studie unterstreicht die Wichtigkeit interdisziplinärer Ansätze, die Geologie, Atmosphärenforschung und Laborexperimente kombinieren.
Ausblick und weitere Fragen
Zukünftige Missionen wie der Mars Sample Return könnten Proben aus den Rinnen analysieren und die Theorie bestätigen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob der Mars je habitable Bedingungen hatte. Die Entdeckung zeigt, wie täuschend ähnlich nicht-wässrige Prozesse irdischen Erosionsmustern sein können.
